Wie Waters sieht auch Polk die Politik in der Pflicht, ihren Beitrag zu leisten. Denn Wasserstoff sei eine Notwendigkeit, aber es scheitere bislang an regulatorischen, wirtschaftlichen und planerischen Hürden: „Ohne gezielte politische Maßnahmen, klare Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize droht eine kritische Lücke in der Infrastruktur“, sagt Polk. Unter anderem müssten die Wasserstoffgestehungskosten reduziert werden, um die Zahlungslücke zwischen Angebot und Nachfrage zu verringern. „Damit kommen wir der Investitionssicherheit ein Stück näher“, so Polk. Eine Abschaffung der Netzentgeltbefreiung für Elektrolyseure, wie sie die Bundesnetzagentur aktuell zur Diskussion stellt, hält Polt vor diesem Hintergrund für schädlich.
Auf EU-Ebene sei es wichtig, die Strombezugskriterien für grünen Wasserstoff, insbesondere die Anforderungen an Zusätzlichkeit sowie zeitliche und geografische Korrelation, pragmatisch anzupassen. Ansonsten leide auch hier wieder die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoff-Erzeugungsprojekte.
Darüber hinaus müssten die Vorgaben für den Import und die Herstellung von kohlenstoffarmem Wasserstoff ebenfalls pragmatisch ausgestaltet werden, damit Investitionen möglich sind. Zu hohe CO2-Grenzwerte für kohlenstoffarmen Wasserstoff würden den gesamten Wasserstoffhochlauf bremsen, wenn nicht sogar verhindern.
Wasserstoffhochlauf als Herzensthema
Ob im „Reallabor“ tatsächlich wie geplant ein Kavernenspeicher entsteht, ist zurzeit noch nicht gesichert. Die Speichertochter der VNG, die VNG Gasspeicher GmbH, führt aktuell Tests und erste vorbereitende Arbeiten durch, um die Erfolgsaussichten zu evaluieren. Sollten diese erfolgreich sein, gibt es bereits eine Kaverne, die als zukünftiger Wasserstoffspeicher vorgesehen ist. „Allerdings“, so Polk abschließend, „geht das nur, wenn wir die Anlagen beziehungsweise Speicher wirtschaftlich betreiben können.“
Hans-Joachim Polk hat mehr als einmal gesagt, dass der Wasserstoffhochlauf und die Verwendung grüner Gase seine Herzensthemen seien. Und wer mit ihm oder Doug Waters spricht, merkt, wie sehr sie beide für das Thema Wasserstoff brennen – wie sehr sie aber auch immer wieder ausgebremst werden. Der Weg zur Klimaneutralität mag noch ein weiter sein – aber wenn Politik und Wirtschaft eng zusammenarbeiten, werden gemeinsam Lösungen gefunden, um den Wasserstoffhochlauf zügig weiter voranzutreiben. Und zu diesen Lösungen gehören Wasserstoffspeicher – ob Kavernen- oder Porenspeicher – zwingend dazu.