In Hannover präsentierte sich erstmalig Hydrogen Germany der Öffentlichkeit. Am Messestand von Deutschlands Wirtschaftsallianz für saubere Energie zeigte sich: Deutschland kann Wasserstoffland werden – dafür müssen aber Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen.
Erster großer Auftritt
Auf der Hannover Messe präsentierte sich Hydrogen Germany mit einem eigenen Stand. Er wurde zum wichtigen Treffpunkt für die Wasserstoffbranche und viele interessierte Messebesucher.
Wer auf der Hannover Messe Anfang April die Halle 13, in der der Schwerpunkt auf Wasserstoff lag, besuchte, kam an einem Stand garantiert vorbei – oder eben gerade nicht vorbei. Denn im Zentrum der Halle präsentierte sich erstmals eine neu gegründete Initiative: Hydrogen Germany. Optischer Anziehungspunkt war das vielfach bewunderte Lego-Modell einer Wasserstoffwertschöpfungskette. Zusätzlich lockte der Duft der vom eigenen Barista frisch am Stand produzierten Kaffeespezialitäten – wahrscheinlich der beste Kaffee, den es auf der Messe gab, wie sich schnell herumsprach. Aber nicht nur Koffeinkick und Lego-Lust zog die Besucher magisch an – vor allem der Claim „Deutschland, Wasserstoffland“, der weithin sichtbar über dem Stand prangte, wirkte wie ein Magnet. Dieses Motto ist einerseits eine Standortbestimmung als auch eine Absichtserklärung, ein Versprechen, ein Blick in die Zukunft. Denn Deutschland ist zwar weltweit anerkannt als Pionier im Bereich Wasserstoff, aber noch ist es ein weiter Weg bis zum tatsächlichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.
Genau deshalb haben sich führende Akteure der gesamten Wertschöpfungskette in der Wasserstoffwirtschaft – von der Produktion über den Transport bis zur Anwendung – zu der Allianz Hydrogen Germany zusammengeschlossen. Gemeinsam will man Stärke und Selbstbewusstsein ausstrahlen und so zeigen, welche Chancen Deutschland als Wasserstoffland hat, um diese Stärken zu bündeln und gemeinsam aufs Gas zu drücken.
Fragen zum Fortschritt beim Wasserstoffhochlauf gab es viele bei der Hannover Messe. Und nicht nur Niedersachsens damaliger Wirtschaftsminister und heutiger Landesvater Olaf Lies suchte am Stand von Hydrogen Germany nach Antworten auf Fragen wie „Wo stehen wir gerade beim Thema Wasserstoff?“ bis „Was muss jetzt geschehen, damit es noch schneller geht?“.
Der Start ist geglückt
Auch für Niedersachsens neuen Landesvater Olaf Lies (M.), im Mai noch Wirtschaftsminister, war der Stand von Hydrogen Germany ein klarer Anlaufpunkt. Hier eingerahmt von (v. l. n. r.): Martin Giehl (Mainova), Ralf Bahke (ONTRAS), Susanne Thöle (Uniper), Hans Dieter Hermes (SEFE), Timm Kehler (DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT), Thomas Hüwener (Open Grid Europe).
… zu einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft, einer erfolgreichen Transformation und einer sicheren Energieversorgung. Deutschland braucht eine innovative, technologisch fortschrittliche und CO2-neutrale Industrie, die auf dem globalen Markt auch künftig wirtschaftlich mithalten kann. Durch die Verwendung von Wasserstoff bietet sich für die Industrie ein enormes Potenzial, bei ihren energieintensiven Prozessen CO2 einzusparen.
Um den künftigen heimischen Bedarf an Wasserstoff zu decken, sind wir neben der eigenen Produktion auch auf Importe angewiesen. Ob aus Europa oder von unseren globalen Partnern: Der meiste Wasserstoff wird per Pipeline kommen, aber über die bestehenden und geplanten LNG-Terminals werden künftig auch wasserstoffbasierte Energieträger wie Ammoniak oder synthetische Kraftstoffe per Schiff importiert.
Das geplante Wasserstoff-Kernnetz umfasst 9.040 Kilometer Pipelineleitungen, die bis 2032 schrittweise in Betrieb genommen werden sollen. Es wird zu 60 Prozent aus umgestellten Erdgasleitungen bestehen, während 40 Prozent neu gebaut werden müssen. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf 18,9 Milliarden Euro. Dieses Kernnetz bildet die Grundlage für eine sichere Wasserstoffversorgung in Deutschland und sorgt für eine direkte Anbindung an die europäischen Importkorridore.
Vor allem energieintensive Industrien sind auf Wasserstoff als klimafreundlichen Energieträger angewiesen:
Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Wasserstoff können diese Industriezweige sowie die Energiewirtschaft ihre CO2-Emissionen drastisch senken, ohne ihre Kernprozesse grundlegend verändern zu müssen.
Antworten gab es auch auf der Auftaktpressekonferenz von Hydrogen Germany, an der Vertreterinnen und Vertreter der Allianzpartner Uniper, SEFE, OGE und Mainova teilnahmen. Alle zeigten sich optimistisch und einsatzbereit – aber eben auch realistisch. Wasserstoff sei eine Notwendigkeit, wenn man die Klimaziele erreichen und die industrielle Wettbewerbsfähigkeit sichern wolle, betonte Susanne Thöle, Director Hydrogen bei Uniper. Dass der Weg dorthin noch ein weiter ist, wissen alle Beteiligten: „Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft steht erst am Anfang“, sagte etwa Dr. Thomas Hüwener, Sprecher der Geschäftsführung von OGE. Doch eben auch, dass er Fahrt aufnehme: „Die Bagger sind gestartet – wir legen los!“ Damit das Tempo sich erhöhe, ergänzte Dr. Hans Dieter Hermes, EVP Hydrogen & Clean Energies von SEFE, müssten wir uns in Deutschland „mehr Pragmatismus statt Perfektionismus“ zutrauen, außerdem brauche es klare gesetzliche Regelungen. Für Susanne Thöle ist wie für alle Allianzpartner klar, dass für die Transformation zur Klimaneutralität bei gleichzeitiger Sicherung industrieller Wettbewerbsfähigkeit „Wasserstoff kein optionaler Baustein ist, sondern eine Notwendigkeit“.
„Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft nimmt Fahrt auf“
Moderiert von Charlie Grünberg (M.) vom Projektbüro Hydrogen Germany, zeigten sich die Beteiligten auf der Gründungs-Pressekonferenz optimistisch und kämpferisch.
Keine Zeit zu verlieren
Auf dem Panel „Hydrogen Germany – This is how we do it!“ betonten all drei Beteiligten, dass jetzt Taten zählen und nicht gute Absichten. Von links: Moderator Joris Vlasblom, Susanne Thöle, Dr. Hans Dieter Hermes und Thomas Hüwener.
Kurz und knackig: Vier Video-Statements von Wasserstoff-Experten aus der Industrie-Allianz Hydrogen Germany. Alles Wichtige über die Initiative, ihre Ziele, Mission und aktuelle Projekte der Partner erfahren Sie hier: hydrogen-germany.de
Veröffentlicht: Juni 2025
Fotos: Moritz Peters
Videos: Moritz Peters, Benjamin Osberghaus, GW Wirtschafts GmbH, C3
Text: Marcus Müntefering